DER ZEITMACHER VON ZÜRICH
Daniel Dreifuss sitzt auf seinem orangefarbenen Klappfahrrad und pedaliert genüsslich seinem Atelier entgegen. Sein Blick auf die Uhr treibt ihn nicht zur Eile. Dafür schaut Dreifuss nie auf seine Uhr. Eine Maurice de Mauriac ist nicht für solche Blicke gemacht. Er nimmt sich die Zeit für einen genussvollen Blick, um zu konservieren, was er gerade gesehen oder gefühlt hat, ein Licht, eine Farbe, einen Menschen, ein Wort, einen Gedanken, einen Gegenstand. Er möchte alles festhalten, einer Zeit zuordnen, Zeit geben, um dem soeben Erlebten vollumfänglich zu huldigen. Damit seine Uhren das leisten können, widmet er sich diesen mit einer Lust und Besessenheit, der er alle Zeit gibt.
Dreifuss dreht das Schild an der Tür zum Atelier um, auf dem steht, dass er seiner Mutter noch ein Bircher Müsli gebracht hat. Dann führt Daniel Dreifuss den morgendlichen Tanz mit seinen drei Roboterstaubsaugern auf, um das Atelier auf einen neuen Tag vorzubereiten, dem Dreifuss mit der Neugierde eines Kindes entgegen lächelt – nach dem Espresso. Die Choreografie ändert sich ständig, weil das Atelier sich wie ein lebender Organismus gebärdet. Memorabilia von Geschäftsreisen, aber auch von Freunden und seiner geliebten Klientel mitgebracht, verändern das Atelier von Tag zu Tag.
Sein Klientel, das Wort ist so schön, weil es für Schützlinge steht, liebt und schützt er nach Kräften. Als Menschensammler hat er sie einzeln, jede Klientin, jeden Klienten, mit seiner Liebe zu Menschen und Uhren eingefangen und er gibt niemanden leichtfertig auf. Dreifuss und seine Söhne Leonard und Massimo sind über das Atelier hinaus – über die Website und die sozialen Medien – in ständigem Kontakt mit über 70.000 Menschen. Doch wer das Atelier betritt, hat die uneingeschränkte Aufmerksamkeit, fühlt die besondere Wärme eines Familienunternehmens und die Hinwendung der sich immer kümmernden Familienmitglieder.
Der zentrale Ateliertisch, die Tischuniversität von Daniel Dreifuss, quillt über von Materialien, Prototypen, Farbproben, Metallproben, Zifferblättern und natürlich von Uhrenbändern, die der „God of Straps“ zu hunderten zur Auswahl hat. Hier komponiert Dreifuss seine Uhren. Bestehende Modelle werden variiert oder ganz neue erdacht und erprobt. Das passiert offen für jeden sichtbar, weil Dreifuss seine Ideen hier teilt, prüft, bestätigt oder verwirft. Realisiert werden die Uhren von Uhrmachern unsichtbar im Hintergrund des Ateliers.
Wenn Besucher es eilig hatten, als sie ins Atelier eintraten, so vergessen sie schon bald die Zeit – obwohl sie auf Uhren schauen. Es sind diese ganz besonderen Uhren, die gegen die schwindende Zeit erdacht wurden. Uhren, die die Zeit größer, länger und schöner werden lassen. Es sind aber auch die Geschichten, die es hier zu fühlen, zu sehen und zu hören gibt. Geschichten über Leidenschaft, Liebe, Familie, Achtung, Leistung, Werte, Zeit und mechanische Uhren.
Leonard und Massimo haben sich einen Platz neben Daniel Dreifuss erkämpfen müssen. Dreifuss gibt erst etwas aus der Hand, wenn er es in einer anderen Hand bestens aufgehoben fühlt. Wenn das die Hände seiner Söhne sind, macht ihn, den Familienmenschen, das sehr stolz.
In diesem Moment verlässt ein Kunde zeitvergessen das Atelier. Er trägt die L2 deep red in Bronze am Handgelenk. Ein energetisches Bild, wie er voller Stolz die zwei letzten Treppen zum Trottoir springend nimmt. Mit einem Blick auf seine Uhr hält er das Gefühl genüsslich fest, das er gerade gehabt hat, gibt ihm Zeit. Eine besondere Zeit, die er vorher nicht hatte.
Die die Welt von Maurice de Mauriac eintauchen: mauricedemauriac.ch