La Serlas ist ein Label, das im Juweliergeschäft über Jahrzehnte eine stilprägende Spur hinterlassen hat. In St. Moritz hat die Erfolgsgeschichte Mitte 1980 begonnen. Sie führte, lange vor dem Übergang ins neue Jahrtausend, nach Zürich. Dahin, wo das Luxuriöse eine ganze Meile lang um den Applaus der Flanierenden buhlt: in der noblen Bahnhofstrasse. La Serlas ist Synonym für Heinrich Schmid als Gründer der Marke. Er war eine Art Lichtgestalt für viele, die sich im Metier von Edelsteinen angesiedelt haben. Sein Ladengeschäft wurde zur ultimativen Adresse für Suchende, die weit entfernt vom Stromlinienförmigen nach echten Edelstein-Unikaten unterwegs waren…
Um in dieser Branche wirklich Anerkennung zu haben, braucht es Eigenschaften, die identitätsstiftend sind, als Basis für Vertrauen. Was aber bedeutet Vertrauen? Nun, wenn wir einer anderen Person vertrauen, gehen wir davon aus, ihr Reden und Handeln sei aufrichtig und wahr. Genauso andersherum. Ohne Vertrauen funktioniert’s weder in der Zweierbeziehung noch im Beruf. Vertrauen ist das eine. Das andere ist Passion, verbunden mit einem alles umgarnenden Fachwissen. Wir werden von Menschen mit Hingabe enorm angezogen. Für was auch immer ihre Passion steht. Wir bewundern sie regelrecht. Mag der Held im Epos untergehen – er stand für seine Sache ein. Er brannte dafür. Wofür wir ihm dabei wirklich Respekt zollen, ist die Eigenschaft, die alle Erfolgreichen eint: Leidenschaft. Leidenschaft und nochmal Leidenschaft. Sie lässt uns durchhalten, wenn Rückschläge oder Kritiker kommen. Leidenschaft überdauert kurzfristige Begeisterung. Sie lässt unsere Augen funkeln, wenn wir von unseren Ideen oder Erfolgen erzählen. Sie steckt Menschen an, die es sehen und hören. Oft gibt Leidenschaft den entscheidenden Ausschlag, wenn wir mit voller Kraft voraus Richtung Fortune segeln. Heinrich Schmid hat beides. Ein Urvertrauen in sich und andere, in feiner Wechselwirkung mit einer ungebremsten, nimmermüden Antriebskraft für edle, schöne, wertvolle Dinge im Leben. Nun ist Heinrich Schmid gerade mittendrin, ein wenig die Bodenhaftung zu verlieren, voller Euphorie abzuheben. Zusammen mit seinem Sohn Christopher kommt er retour ins Revier der Edelsteine. Nach einem zehn Jahre langen Sabbatical will er es nochmal wissen. Nein, im Rampenlicht will er dabei nicht stehen. Er sieht es als eine seiner vornehmsten Aufgabe für Christopher den Edelsteinmarkt ein bisschen neu aufzumischen; als väterlicher Ratgeber im Hintergrund. Die Voraussetzungen sind gut und der Apfel fällt auch nicht weit vom Stamm – Christopher ist ein leidenschaftlicher Conquistador. Die beide werden Erfolg haben. Ohne Zweifel. Da gibt es ja dieses in alle Ewigkeit zementierte Urvertrauen. Und ihre Beziehung ist das Gegenteil einer kafkaesken. Sie ist würdevoll. Sie ist respektvoll. Die beiden habe ich zu einem Gespräch getroffen, um mit ein paar Fragen ein wenig auf den Busch zu klopfen.
Frank Joss: Heinrich Schmid, Angenommen Sie schreiben ein Buch mit dem Titel «Die Erfolgsstory von La Serlas». Was stünde im Prolog und was im Nachwort?
Heinrich Schmid: Alles begann in Luzern 1963 als kaufmännischer Lehrling bei Dr. Edward Güblin. Er galt damals schon als der Gemmologe weltweit. Bei ihm machte ich meine Lehr- und Wanderjahre. Früh schon war mir mein berufliches Reiseziel bekannt: Den Job als Juwelier wollte ich mit viel Herzblut verbinden, getragen von einer Entourage und authentischen Menschen, die engagiert aus der Grauzone des Austauschbaren hinaustreten.
Nach einigen Jahren der Funkstille sind Sie wieder neu und mit ungezähmten Elan auf dem Markt der Schmuckhändler. Was hat Sie zum Comeback angetrieben?
Heinrich Schmid: Der Grund sitzt neben mir: Mein Sohn Christopher. Er hat mir deutlich signalisiert, sehr motiviert zu sein, in meine Fussstapfen treten zu wollen. Ergo war ich mehr als angestachelt, ihn im anspruchsvollen Job als Juwelier und Schmuckhändler zu begleiten. Ich war stimuliert.
Christopher Schmid, was hat Sie letztlich dazu bewegt, das geschäftliche Erbe ihres Vaters anzutreten?
Christopher Schmid: Nun, ich habe schon als Jungspund oft Gelegenheit gehabt, zu sehen, wie mein Vater mit viel Wissen und Leidenschaft seinem Business nachging. Es begeisterte mich, mit welcher Faszination und Hingabe er sich an ganz unterschiedlichen Herausforderungen heran machte.
Wann aber kam der Moment, als Sie «Ja» zu La Serlas gesagt haben?
Christopher Schmid: Ich habe an der University of Miami den Bachelor in Science and Business gemacht, an der London Business School den MBA. Der Master of Business Administration ist ein generalistisches Management-Studium, das alle wesentlichen Managementfunktionen abdeckt. Dann habe ich in einigen weltbedeutenden Juwelier Brands, Manufakturen und Edelsteinhändler geschnuppert und gearbeitet: In Bangkok in einem Grossatelier, welche für Labels auf der ganzen Welt schmuck produzieren. In New York bei Van Cleef und ein gemmologisches Studium bei der (GIA ) Gemological Institut of America. In Los Angeles, Beverly Hills, bei Kazanjian Brothers. Und doch…(hält inne)
Und doch?
Christopher Schmid: …und doch war es meine frühkindliche Erfahrung mit edlen Steinen, verbunden mit der Bewunderung für die klarlinige Attitüde, wie mein Vater sein Geschäft machte, die mich für die Selbständigkeit entscheiden liessen. Voilà, so einfach und gut.
Welche neuen Wege werden Sie einschlagen, die Vater Schmid nicht gegangen ist?
Christopher Schmid: Ganz viel wird übers Internet laufen; über Instagram. Dann macht es auch Spass, mit Influencerinnen zusammenzuarbeiten, die mit ihrer Beauté die Schönheit unserer Schmuckstücke in die Welt hinaustragen. Profitieren kann ich natürlich auch von vielen Beziehungen, die ich während des Studiums und bei den den erwähnten Unternehmen aufgebaut habe.
Über mehr als vierzig Jahre stand La Serlas und ihr Wirken in St.Moritz und an der Zürcher Bahnhofstrasse für Unikate, Fachkompetenz, Vertrauen, Glaubwürdigkeit, Verlässlichkeit, Passion, Empathie, Kundennähe und Sinn fürs Formvollendete. Welche vier Attribute würden Sie, Heinrich Schmid, in den Vordergrund rücken, wenn Sie an die nähere Zukunft denken?
Heinrich Schmid: Unikate, grosses Fachwissen,Vertrauen und Passion.
Laut einem internationalen Marktforschungsinstitut sieht das Ranking den Diamanten an der Spitze, insbesondere den Rosa-Diamanten. Was meint ein Christopher Schmid dazu?
Christopher Schmid: Da war ja neulich die ganze Weltpresse aus dem Häuschen über den Wert, den der 11.15 karätige, also etwas über 2 Gramm schwere, Pink Star Diamant in einer Auktion von Sotheby’s erzielt hat: 57.7 Millionen! Mit einem Preis von mehr als 5 Millionen Dollar pro Karat wurde der bisherige Auktionsrekord gebrochen. Es dauerte etwa 20 quälende Minuten, bis der zweitgrösste lupenreine Fancy Vivid Pink Diamant verkauft war – notabene über den Live-Stream des Auktionshauses.
Heinrich Schmid: 2020 war die Argyle Mine mit dem grössten Vorkommen an Rosa-Diamanten erschöpft und wurde geschlossen. Mit dem lukrativen Nebeneffekt, dass die Preise dieser Rarität rasant angestiegen sind. Und wir sind in der glücklichen Lage, mit einem unserer engsten Geschäftspartner und guter Freund aus Australien zusammenzuarbeiten. Er hat die letzten Lots der Rosa-Diamanten aufgekauft. Wir haben also einen formidablen Zugang zum Rosa-Diamanten.
Christopher Schmid, auf was basiert das neue Konzept von La Serlas?
Christopher Schmid: An erster Stelle steht immer noch das Unikat. Wir können unseren Kunden Schmuckstücke unterbreiten, die weltweit einzigartig und rar sind. Wir pflegen eine intensive Zusammenarbeit mit Edelstein- und Schmuck-Händlern, Auktionen und Privatpersonen. Sie alle mögen unsere moderate Preispolitik. Mit dem bekannten Goldschmiedeatelier Claudio Crincoli haben wir einen absolut verlässlichen Partner im gleichen Office an der Glockengasse in Zürich. Er bedient viele grosse Juwelier-Brands.
Wir schreiben das Jahr 2050. Wo steht La Serlas?
Christopher Schmid: In der feudalen Situation, mehrere Büros und Ateliers an exklusiver Lage zu haben in Grossstädte weltweit. Und du Papa?
Heinrich Schmid: Da bin ich ganz anderer Ansicht. Ich denke, wenn wir bis dann ein Team von 5 bis 8 Leuten haben würden, wäre ich sehr stolz.
Wenn La Serlas eine Musik wäre, welche wäre das?
Heinrich Schmid: Musik gehört zu La Serlas wie die Luft zum Atmen. Der Musikstil spielt dabei keine Rolle.
Christopher Schmid: Disco-funk. Die Musik ist fröhlich, bonbonbunt, eindringlich, verbindet Menschen und verbreitet ansteckend gute Laune.