Stella fährt sich mit ihren Händen durch ihre auffällig roten Haare. Gekonnt und verführerisch schüttelt sie ihre wallende Mähne über die Schultern. Stella ist ein echter Hingucker und weiss genau, wie sie sich in Szene setzt. Auf dem Züricher Opernplatz schnappt sie sich ein paar Stühle und setzt sich so hin, dass jeder Shot ein Treffer ist. Die Passanten gaffen interessiert und fasziniert. Manche bleiben stehen und lassen sich von der Szenerie verzaubern, sodass sie vergessen, dass sie eigentlich auf dem Weg zu einem Meeting sind, sich mit der Freundin zum Kaffee treffen wollen, oder gar wegen der Einkaufsliste in den Supermarkt steuern. Andere schenken Stella einen flüchtigen Blick im Vorbeigehen.
Das Mädchen mit den roten Haaren modelt und ist es gewohnt im Rampenlicht zu stehen. Rund um Stella versammeln sich junge Instagrammer. Portrait Liebhaber, Landscape Photographer und Lifestyle Enthusiasten. Jeder drückt auf den Knopf seiner Kamera. Jeder möchte DEN Schuss einfangen. Die jungen Fotografen platzieren sich wild um das Model.
Stella teilt sich jedoch den Mittelpunkt mit weiteren selbstbewussten jungen Menschen. An jenem Tag finden sich Menschen zusammen, die sowohl hinter als auch vor der Kamera einen fesselnden Eindruck hinterlassen.
swissinstameet – connecting creatives. Eine Community von Fotografen, genannt Instagrammer, die sich alle zwei Monate in Zürich, Basel, Bern und anderen grösseren Städten der Schweiz Treffen. Die Locations sind unterschiedlich. Aussergewöhnlich, hip, trendig, verrucht, verlebt, verlassen oder gar chic, so wie der Kreis 1, indem sich das swissinstameet in dieser Geschichte abspielt. Alle teilen sie die gleiche Leidenschaft. Die Fotografie. Hier gibt es keine Regeln. Erlaubt ist, was Spass macht. Hier darf sich jeder an Kreativität austoben. Die junge und noch überschaubare Instagram Community in der Schweiz ist auf dem aufsteigenden Ast. Die Dynamik, die in der Community entsteht, zieht jeden in den Bann.
[su_quote cite=“Brian Solis – Digitalanalyst“]Bei Social Media geht es mehr um Soziologie und Psychologie als um Technologie[/su_quote]
Insta, der englische Ausdruck für ’sofort‘ und Gram, im Sinne für Teil/Element, ist schon lange kein Insta-Gram mehr. Wohl eher ein Latergram. Die Bilder werden an den Events geschossen und erst im Nachhinein auf diversen Foto Apps und Programmen selektiert, editiert und bereit gemacht für den grossen Auftritt bei Instagram, dem Social Media Kanal schlechthin. Was früher noch im Quadrat zur Show auf der kostenlosen Online Plattform geteilt wurde, zeigt sich heute mehrheitlich im Hochformat. Beleuchtung, Kontrast, Tiefen, Klarheit, Sättigung. Dem Bearbeitungsstil sind keine Grenzen gesetzt. Die Geschmäcker scheiden sich. Oder treffen sich. Sodass durchaus ein gewisser Einheitsbrei entsteht. Viele Fotografen dieser Szene gehen in der Bildsprache unter, weil sie kopieren und keine eigene Handschrift vorweisen. Andere haben einen beträchtlichen Wiedererkennungswert. Diese Talente bleiben in den Köpfen. In erster Linie geht es aber um den Spass, um das Zusammensein, das Austauschen und vor allem um Kontakte, Begegnungen und Freundschaften.
An diesem Herbsttag ist der Wind und die Kälte gnadenlos. Die kühle Brise hält die Models jedoch nicht davon ab, die Pose für das perfekte Bild einzunehmen. Mit einer Leichtigkeit, geschmeidigen Bewegungen und einer starken Selbstüberzeugung kokettieren die jungen Frauen und Männer vergnüglich mit der Kamera. Ein verführerischer Blick, jugendliches Lächeln, überzeugtes Auftreten, ein verstohlener Ausdruck… Die Vielfalt an Facetten der jungen Wilden ist erstaunlich und die Adjektive reichen nicht aus, um das Auftreten der Models zu beschreiben.
Ich erinnere mich an meine wilden 20er und stelle fest wie sehr sich die Zeit gewandelt hat. Nicht nur die Technologie hat einen Siebenmeilenstiefel umgeschnallt, auch die Verhaltensweise, die Präsenz und das Auftreten der jungen Generation ist erstaunlich gewachsen und gereift.
Aus der Fotografen- bzw. Instagram Szene kann ich mehr als eine handvoll junge Talente aufzählen. Outdoor Enthusiasten, die ihre Wochenenden akribisch und leidenschaftlich planen, um den perfekten Sonnenauf- und untergang einzufangen. Die auch bereit sind, unter unmöglichsten Wetterbedingungen zu biwakieren oder zu zelten. Food Fotografen, die sich nicht scheuen, einen Tisch voll mit Leckereien und mit Liebe zubereiteten Gerichten abzulichten. Oder eben Portrait Photographer, die nur so vor Ideen strotzen und es kaum erwarten können, diese umzusetzen.
Es sind Macher. Menschen, die anpacken und gerade durch die Sozialen Medien erfolgreich geworden sind. Von nichts kommt nichts. Wo Passion ganz natürlich überhand nimmt, wo Kontinuität und Ausdauer waltet und Energie reingesteckt wird, da passiert etwas. Und am Ende wird jeder für seine Begeisterung belohnt. In der Instagram Community finden sich Einzelkämpfer und Individualisten. Es finden sich aber auch Leute, die gemeinsam ihre Leidenschaft anstreben. Stärke durch Mehrheit. Stärke durch ein bunt gemischtes allerlei an kreativen Köpfen. So wie die swissinstameet – connecting creatives.
Stella steht mitten auf der Bahnhofstrasse. Ihre langen Beine stecken in schwarzen Ankle-Boots. Ihre bleiche Haut ist aufgrund der Kälte leicht gerötet. Graziös posiert sie zwischen den Tramlinien. Mit einer Professionalität und diesem anziehenden Selbstbewusstsein schaltet sie alles aus, was sie davon abhält, ihre Model-Posen zu beeinflussen. Die rothaarige Schönheit lässt sich durch nichts unterbrechen. Ihre Ausdrucksweise fesselt nicht nur die in Scharen um sie herum platzierten Fotografen. Die Bahnhofstrasse schimmert durch diese Szene noch mehr als sie es ohnehin schon tut. Dieser besondere Event mischt die Leute auf und hinterlässt Eindruck. Instagrammer, die sich durch nichts ablenken lassen. Durch ihre Entschlossenheit, die unmöglichsten Schauplätze zu ihrer Bühne zu machen, werden sie belohnt. Durch ihre Shots. Die Ergebnisse lassen sich sehen.
Erfolgreich auf Instagram?
Möglich! Trotz, dass der Spass, die Bekanntschaften, die aussergewöhnlichen Abenteuer und die Erlebnisse bei den Instagrammern an vorderster Stelle stehen, gehört Erfolg auf dem Social Media Kanal heute zum guten Ton. Jeder möchte sich ein Stück vom Schokoladenkuchen abschneiden. Egal wie viele Follower ein Account hat, die Einzigartigkeit und das Durchhaltevermögen zählen. Kontinuität und Beständigkeit sind der Schlüssel zum Erfolg. Ebenso, wie das Mitmischen an Events, an sogenannten Insta-Meets. Die Schweizer Community kennt sich und mischt sich mit internationalen Fotografen, die die gleiche Leidenschaft teilen. Deutschland, Österreich, Italien, Frankreich oder gar der Sprung über den grossen Teich. Die Bereitschaft der Instagrammer, sich mit fremdländischen Passions-Gleichgesinnten zu vereinen, ist gross. Instagram baut Brücken und öffnet Türen!
[su_quote cite=“Eric Schimdt – Executive Chairman bei Google“]In Sozialen Netzwerken will man kommunizieren, nicht Kühlschränke
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Die Gruppe wandert weiter in der umliegenden Gegend der Zürcher Bahnhofstrasse in Richtung Bürkliplatz. Viele eindrückliche Schauplätze bieten sich als Kulisse für perfekt inszenierte Momente. Die Abenddämmerung setzt ein. Es ist noch kühler geworden. Die Luft beim Ein- und ausatmen ist sichtbar und die geballte Energie, die sich über den Tag aufgebaut hat, ist schon fast greifbar. Der Event neigt sich dem Ende zu. Ein Rückblick auf den Tag bringt mich ins Schwärmen. Meine Vorfreude auf meine Shots ist gross. Ich bin sicher, dass ich einige Perlen eingefangen habe.
Stella schaue ich von weitem hinterher. Die rothaarige Schönheit setzt elegant einen Fuss vor den andern und schlendert die Zürcher Bahnhofstrasse entlang. Das Model hinterlässt einen bleibenden Eindruck. Nicht nur bei mir.