Vor rund zwei Jahrzehnten bezog Jörg Gellner mit seiner Frau die Wohnung direkt neben dem Interior-Design-Büro von Nicole Gottschall. Aus Nachbarschaft wurde Freundschaft und kurz darauf folgte die erste Zusammenarbeit, um das neu erstandene Zuhause der Familie Gellner einzurichten. Die folgenden Jahre waren geprägt von zahlreichen gemeinsamen Projekten; das neueste darunter ist das frisch renovierte Juweliergeschäft Gellner & Friends von Jörg Gellner an der Strehlgasse. Entstanden ist ein edler Raum von zeitloser Eleganz, der trotz seinem luxuriösen Interieur eine Wohlfühlatmosphäre verströmt. Dort trifft die Redaktorin den Juwelier Jörg Gellner und die Interior Designerin Nicole Gottschall. Ein Gespräch unter zwei Freunden.

Nicole Gottschall, ist es schwieriger, die Räumlichkeiten eines Freundes einzurichten als diejenigen eines normalen Kunden?
Gottschall: Ich habe einige Berufskollegen, die nie und nimmer einen Auftrag von einem Freund annehmen würden. Ich sehe das anders; ich finde es viel entspannter, für Freunde zu arbeiten. Es gibt nicht viel Deutungsspielraum, es ist klar, was der andere sich wünscht.
Gellner: Wir haben ja nicht nur meine Wohnung zusammen eingerichtet, Nicole hat auch meine Messestände gemacht …
Gottschall: … und ein weiteres Element verbindet uns: die Perlen. Ich war auf Hochzeitsreise in der Südsee und da kaufte mein Mann mir Perlen. Seitdem bin ich verliebt in dieses Schmuckstück. Wenn mein Mann mir Schmuck kauft, dann stammt der natürlich aus dem Geschäft von Jörg. Auch meine Hochzeitsringe wurden bei Gellner & Friends gemacht.
Gellner: Ja, du hast sie designt und ich habe sie umgesetzt. Uns verbindet wirklich so einiges, wie auch unser Event mit der Maxima …

Was ist denn die Maxima?
Gottschall: Eine der schönsten Perlenketten weltweit mit den grössten Perlen, die es gibt. Jörg, hast du jetzt eigentlich die letzten zwei fehlenden Perlen gefunden, um die Kette zu vollenden?
Gellner: Ja, tatsächlich. Nach einer vierjährigen Suche habe ich die beiden fehlenden Stücke endlich gefunden; eine auf einer Auktion und die andere per Zufall in Australien. Ich hatte die Maxima nicht dabei, um die Farbe abzugleichen, aber bei Perlenfarben habe ich ein Adlerauge. Sie passen perfekt!

Gibt’s denn mittlerweile nur noch Perlen vom Züchter?
Gellner: Heute schon. Es wäre auch ein Raub an der Natur, wenn man so viele Muscheln öffnen würde, um eine Perle zu finden. Früher war das noch möglich: Queen Elizabeth I. beschäftigte rund 40 000 Taucher im Persischen Golf, die für sie nach Perlen suchten.

Was war der erste Eindruck voneinander, als Sie sich kennengelernt haben?
Gellner: Wir verstanden uns von Anfang an und hatten ein ähnliches Verständnis von Schönheit und Ästhetik. Meine Frau ist Japanerin und mir gefiel dieser puristische Einrichtungsstil des ostasiatischen Inselstaates schon immer. Von Nicole fühlten wir uns diesbezüglich sofort verstanden.
Gottschall: Stimmt, vor 20 Jahren war der japanische Stil in der Schweiz noch nicht so bekannt, ich hatte aber schon immer eine Schwäche dafür.

Gibt es beim neu eingerichteten Geschäft Gellner & Friends ein Detail, das Sie integriert haben, bei dem Sie dachten, das ist jetzt typisch Gellner?
Gottschall: Der Kontrast zwischen hellen und dunklen Elementen. Der lässt sich auch bei den Messeständen sowie in seiner Privatwohnung wiederfinden. Ich liess mich dabei von den Perlen inspirieren; die haben ja viele Schattierungen und je nach Lichteinfall einen hellen Glanz.

Wie lief der Umbau des Geschäfts ab? Drückten Sie Nicole Gottschall die Schlüssel in die Hand und liessen sie frei walten?
Gellner: Das lief tatsächlich fast so ab. Nicole weiss, wie ich ticke, und ich vertraue ihr.
Gottschall: Ja, ich kam rein und sagte: Das machen wir so und so, das muss geändert werden und die Fassade geht gar nicht …

Ziemlich direkt …
Gottschall: Ja, so bin ich. Das verträgt natürlich nicht jeder, aber bei Jörg darf ich mir das erlauben.
Gellner: Ja, das darfst du. Ich bin sehr zufrieden mit dem Resultat und habe schon viele Komplimente bekommen.
Gottschall: Das Geschäft passt nun zum Produkt, das es verkauft; es ist von einer unaufdringlichen, schlichten Schönheit – wie die Perlen. Und die Komposition ist vollendet.

Die «Friends» bei Gellner & Friends stehen wohl für Ihre Partner; also Ole Lynggaard, Nanis, Serafino Consoli … Ist dieser Begriff auch im übertragenen Sinne zu verstehen; also bestehen wirklich persönliche Beziehungen oder gehen Sie auf eine Messe und suchen sich die schönsten Stücke aus?
Gellner: Für die Antwort hole ich etwas aus: Ich wollte eigentlich ein Perlengeschäft in der Strehlgasse übernehmen. Das war per Handschlag schon besiegelt. Das Geschäft war eher konservativ eingerichtet. Ich wollte deshalb mit Ole Lynggaard einen neuen Brand dazunehmen, um die Kundschaft zu verjüngen. Ich kenne die Lynggaards sehr gut, die Familie stammt aus Skandinavien wie meine Mutter. Ich kaufte also eine repräsentative Kollektion bei ihnen für mein neues Geschäft – und dann platzte der Deal mit der Übernahme. Ich wollte bei den Lynggaards keinen Rückzieher machen, also entschied ich mich dazu, mit dem eingekauften Schmuck ein eigenes, neues Geschäft in Zürich zu eröffnen. Und so hatte Gellner den ersten «Friend», das Geschäft startete also mit den zwei Marken Gellner und Ole Lynggaard.

Und wie steht es mit den anderen Partnern?
Gellner: Ich habe nur Hersteller bei mir, die über die gleiche Denkweise wie meine Marke Gellner in Deutschland verfügen. Also Partner, bei denen die Qualität im Vordergrund steht und die alles in der eigenen Manufaktur herstellen. Das führt dazu, dass ich zwar vergleichsweise wenige Partner, dafür aber eine breit gefächerte und wunderbare Selektion der einzelnen Marken anbieten kann.

Nicole Gottschall, was schätzen Sie besonders an Jörg Gellner?
Gottschall: Ich schätze seine Unkompliziertheit – mit einem gewissen Grad an Kompliziertheit (lacht). Ich meine das wirklich positiv, denn wenn jemand immer nur Ja sagt und alles durchwinkt, finde ich das langweilig.

Und umgekehrt?
Gellner: Es ist schon vorgekommen, dass mir plötzlich eine Farbe nicht mehr gefiel, die ich vorher abgesegnet hatte. Nicole ist da sehr lösungsorientiert und findet eine Alternative – ohne Einwand oder Vorwurf. Das macht Lust auf mehr!

www.gellnerandfriends.ch
www.go-interiors.ch

Teilen: