Wenn Kunst erlebbar wird

Marcel Munz ist ein Multitalent. Er spielt Schlagzeug, Klavier, Gitarre, Euphonium und E-Cello – und das zusammen mit den Weltstars der Musikszene. Fast nebenbei wurde er zum gefragten Künstler, der gerade vor dem internationalen Durchbruch steht. Zu guter Letzt ist Marcel Munz ein Geschichtenerzähler, der einen mitnimmt in eine Welt, in der Musik Gestalt annimmt und die Kunst zum Klingen bringt …

Aus Musik wird Kunst gemacht – Marcel Munz, wie kommt man auf eine solche Idee?
Es handelt sich um «Kunst aus Trotz». Vor rund 16 Jahren hatte ich eine Partnerin, deren Vater mein Künstlerdasein sehr missbilligend beäugte. Musiker und Künstler seien keine echten Berufe, man müsse schliesslich Geld verdienen im Leben. Ich ging schnurstracks in die Ikea, kaufte einen Bilderrahmen und machte mein erstes Kunstwerk aus Gips. Voller Wut schlug ich den Gips auf die Platte, formte ihn, malte ihn passend zu meiner Gefühlswelt giftrot an und dann legte ich mein Kunstwerk als Geschenk eingepackt für den Vater unter den Weihnachtsbaum. Als die Bescherung anstand, erwartete ich vieles, nur das nicht: Der Vater war sehr beeindruckt, fand Gefallen am Bild und hängte es sogar an die Wand. Ich dachte, wenn ihm das gefällt, dann gelingt es mir vielleicht auch, Menschen aus aller Welt mit meiner Kunst zu berühren.

… und Mutrea war geboren?
Noch nicht. Das Projekt trat lange Zeit in den Hintergrund, da ich Vollzeit als Musiker tätig war. Erst als aufgrund der Corona-Pandemie alle meine Konzerte abgesagt wurden – und das waren einige, rund 120 übers Jahr verteilt –, hatte ich plötzlich wieder viel Zeit zur Hand. Ich verbrachte den Corona-Frühling auf der Terrasse und experimentierte mit Gips. Mein Kunstkollege Marco schaute mir dabei kritisch über die Schulter und vor lauter Nervosität verschüttete ich gleich die ganze Gipsflüssigkeit über den Terrassenboden. Mein Künstlerdasein begann also erst einmal mit einer grossflächigen Putzaktion. Irgendwann hatte ich den Dreh raus und da fragte mich mein Beobachter: Was hörst du eigentlich, wenn du so rhythmisch auf den Gips schlägst? Und so kam die Musik zur Kunst.

Sie erreichen auch international immer mehr Bekanntheit. Mittlerweile begeistern sich Kunstinteressierte aus aller Welt für Ihre Bilder. Wer kauft Ihre Kunst?
Momentan sind meine Bilder noch kein Investment, sie haben einen emotionalen Wert. Es handelt sich also vor allem um Interessierte aus meinem grösseren Bekanntenkreis. Ich habe nun jedoch einen Vertrag mit Pashmin Art unterzeichnet und meine Bilder werden bald in bedeutenden Galerien ausgestellt sein, so auch in Dubai, Tokyo, Peking, Abu Dhabi, Hongkong, Chongqing und Istanbul. Ausserdem steht eine Kooperation mit dem Juwelier Andreas Altmann von Giberg und der Modedesignerin Jelena Zoric von Lovely Apple an – mit letzterer waren wir auch schon an der Münchener Fashion Week. Mutrea wird also bald an Bekanntheit gewinnen.

Klingt vielversprechend, aber lassen wir die Kooperationen mal beiseite. Haben Sie selbst ein Herzensprojekt, an dem Sie derzeit arbeiten?
Ich liebe schon seit eh und je alle alten Geschichten und Mythologien; von Ägypten über Griechenland bis hin zu den nordischen Sagen. Ich komponiere passend zu dieser mystischen Stimmung Soundtracks und mache dann die Bilder dazu. Es ist ein Projekt, das sich über mehrere Jahre hinziehen wird. Übrigens verwende ich bei den verschiedenen Bildern immer das farbige Mineralpulver von KEIM, das aus dem Land der entsprechenden Sage stammt. Eine etwas makabre Nebengeschichte: In Ägypten wurde früher farbiges Mineralpulver aus den Verbänden der Mumien hergestellt. Daraus entstanden wunderbar dunkle Brauntöne. Aber keine Sorge, ich verwende diese nicht und mittlerweile wurde die Herstellung verboten.

Wieso gerade KEIM-Farben?
Meine Bilder sind alle komplett nachhaltig, das entspricht auch dem Grundgedanken von KEIM. Ausserdem können diese Farben bis zu 100 Jahre dem Sonnenlicht ausgesetzt werden, ohne dass sie verblassen. Es sind eigentlich Fassadenfarben, die, nebenbei bemerkt, auch bei der Villa Patumbah in Zürich verwendet wurden.

Welche Rolle spielen Farben in Ihrem Leben?
Seltsamerweise gehöre ich nicht zu denjenigen Menschen, die Farben sehen, wenn sie Musik spielen. Ich befinde mich jeweils in einem Trancezustand, die totale Entspannung. Das Gleiche gilt auch, wenn ich meine Bilder passend zur Musik mache. Ich spüre nur die Materialien, die ich verwende. Es ist, als würde ich barfuss durch den Sand gehen. Nachdem ich das Bild fertiggestellt habe, wähle ich intuitiv eine Farbe. Ich selbst bewege mich übrigens eher farblos durch die Welt und trage oft Grau- oder Erdtöne.

Was inspiriert Sie?
Die Musik. Der von mir komponierte Soundtrack inspiriert mich für das jeweilige Bild. Der Titel des Kunstwerks wird übrigens von der KI generiert. Ich scanne ein Foto davon ein und mein Computer gibt an, welche Farben verwendet wurden. Der errechnete Farbcode ergibt den Namen des Bildes. Mein Kunstwerk sagt mir also selbst, wie es heissen möchte.

Was treibt Sie an bei Ihrer Arbeit? Haben Sie ein Lebensziel?
Der Gedanke, dass ich eine Emotion festhalten und weitergeben kann. Ich spielte einmal im Stade de Suisse, als Support Act von Justin Bieber vor 40 000 Zuschauern. Als das Konzert vorbei war und ich in meiner Wohnung ankam, merkte ich, wie flüchtig die Emotionen waren, die ich vorhin empfunden hatte. Ich konnte dieses Gefühl nicht festhalten und schon gar nicht weitergeben. Mit Mutrea ist mir das gelungen. Ich möchte die Welt mit meiner abstrakten Kunst zu einem Ort machen, in dem Raum und Ort wieder mehr Platz finden.

Ihre Bilder haben auch immer eine Dreidimensionalität. Wie wirkt sich diese zusätzliche Dimension auf Ihre Kunst aus?
Es entsteht ein Spiel mit dem Schatten. Ich verwende aber auch ganz feine Glaskügelchen, ebenfalls hergestellt von KEIM, die ich ganz am Schluss über die Farbe auftrage. So entsteht ein wunderbares Lichtspiel; eine Art kleiner Mikrokosmos, der das Bild umgibt.

«Der Besitz eines Mutrea-Bildes bedeutet nicht nur den Erwerb eines Kunstwerks, sondern auch eine Einladung zu einer digitalen Reise in die Welt der Strukturen, Emotionen und Fantasie.» Können Sie das etwas genauer ausführen?
Man hört das von mir komponierte Musikstück, wenn man das Bild betrachtet. Für den asiatischen Markt, der ja sehr technikaffin ist, habe ich mein Konzept angepasst: Nun kann man mit der VR-Brille eine virtuelle Reise durch meine Werke machen.

Salvador Dali sagte einmal: «Ein wahrer Künstler ist nicht derjenige, der inspiriert wird, sondern derjenige, der andere inspiriert.» Marcel Munz, was sollen die Betrachter Ihrer Kunstwerke mit auf den Weg nehmen?
Die Emotionen sollten immer im Fluss sein. Ich verkörpere das. Der ganze Prozess der Herstellung des Bildes und die Komposition der Musik ist eine Geschichte des ewigen Fliessens.

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