L3P Architekten wussten genau, wo es auf dem ehemaligen Areal der Eugen Schäfer AG in Dielsdorf langgehen muss, damit die Menschen, die hier künftig wohnen, auch wirklich ankommen. Der Ort war seit 1911, seit der Gründung der Eugen Schäfer AG, über Generationen hinweg geprägt von einer modernen Säge- und Hobelwerkstatt mit Zimmerei, einer Schreinerei und dem Hochbau. Die Überbauung des Schäfer-Areals ist nun ein absoluter Meilenstein in der Historie des Unternehmens. Sie ist ein ganz starkes Zeichen einer innovativen, sensiblen und einfühlsam gelebten Unternehmenskultur. Einer Kultur, in der sich ihre Werte wie Empathie, Ästhetik und Qualität widerspiegeln. Die Überbauung ist eine der Zeit vorausgedachte kluge Konzeption, in der die Bedürfnisse der Bewohner eine zentrale Rolle einnehmen.
Ein handfestes Statement mit identitätsstiftender Wirkung
Die Machart des Areals ist ein Statement für eine Architektur, die über den Horizont hinaus realisiert worden ist. Als etwas von sehr hoher Identitätsstiftung. In ihrer Machart ist die Überbauung ein einzigartiges Zeugnis dafür, nicht in den Ruinen des Immergleichen und des Austauschbaren zu verharren. Und sie hat in ihrer formvollendeten Erscheinung etwas sehr Urbanes: Mit ihr ist ein Ort entstanden, in dem ein Genussmensch atmen kann, sobald er ihn betritt. Alles beginnt bei der Parkanlage, die weit mehr ist als eine oberflächliche Beruhigung dessen, auch den Anspruch zu erfüllen, «grün» zu sein. Sie ist eine Anlage, die auch den Begriff Park verdient. Eine pure Inszenierung der Gemütlichkeit, die zu jeder Tageszeit einlädt zum genüsslichen Verweilen. Hier stehen hundert Bäume, unzählige Sträucher und ein Kinderspielplatz, die den Park in einen Zauberwald verwandeln. Da wächst nach und nach ein lebendiges Miteinander in einer wohltuenden Wechselwirkung von Ruhe und Aktivität, von friedlichem Dahinschwelgen und dem fröhlich-frivolen Dahintreiben spielender Kinder.
Eine Fassade mit Charisma
Die Fassade ist ein Oeuvre der Baukunst: 650 000 Klinkersteine – man muss sich die Zahl mal auf der Zunge zergehen lassen – geben dem Gebauten ein charaktervolles Gesicht; eines mit vielen Eigenschaften. Es ist aber, unverkennbar, auch eine Würdigung des historischen Werkplatzes der Eugen Schäfer AG. Schliesslich war der Klinkerstein auf dem Bauplatz in der Gründerzeit der Stein der Steine. Für die Freaks von Details, die nicht gleich ins Auge springen: Hier gleicht kein Stein dem anderen. Das liegt an einer alten Handwerkskunst, bei der die Steine in einem zweihundert Jahre alten Ringofen gebrannt wurden. Durch das Abwinkeln der Fassaden bekommen die Gebäudekörper eine sehr lebendig wirkende Struktur. Mit ihren dunklen, warmen Farben fügen sich die Bauten wunderbar ein ins Zentrum von Dielsdorf. Das ganze Bauvolumen übt sich in vornehmer Zurückhaltung gegenüber der Architektur bestehender Gebäude. Das neue Schäfer-Areal hat nicht den Hauch eines selbstverliebten Habitats, das bei jeder Gelegenheit sagen muss, wie grossartig und einmalig es ist. Es besticht durch das feinmaschig angedachte Konzept, in dem Geschichte und Neuzeit harmonisch miteinander verbunden werden.
Im Schäfer-Areal hat die Vielfalt Platz genommen
Die ganze Anlage umfasst neunzig unterschiedliche Wohnungstypen. An ihrer Adresse, der Gehrenstrasse 9, gibt es helle Studios, 2,5- und 3,5-Zimmer-Wohnungen mit Süd- und/oder Parksicht. Man findet hier auch Gewerberäume an bester Lage. Im Buckweg 2 trifft man vorwiegend auf lichtdurchflutete 4,5-Zimmer-Wohnungen, alle mit ganz unterschiedlichen Grundrissen. Mit ihrer Nord/Süd-Ausrichtung sind sie in erster Linie für Familien geeignet. Am Gehrenweg 1 wohnt man im Park, notabene in den grössten Wohnungen des Areals. Das Tageslicht ist hier den ganzen Tag als Gast zu Hause, das liegt an der Ausrichtung in bis zu drei Himmelsrichtungen.
So weit das Auge reicht: Licht. Viel Licht.
Die Wohnungen beeindrucken durch helle, sehr hohe Räume. In ihnen findet ein eindrückliches Zusammenspiel von Licht und Raum statt. Es ist schon fast ein Kontinuum von Raum und Zeit. 6400 Quadratmeter Fenster bezeugen die positive Wirkung von Licht auf die Psyche. Die grosszügigen Aussenräume mit ein bis zwei Loggien pro Wohnung bieten einen intimen Aussenbereich. Viel Grandezza liegt auch in der Raumhöhe von 2,53 Metern; im Erdgeschoss bis 2,8 Meter. Die Dachwohnungen sind mit einer Raumhöhe von über fünf Metern schon eher ganze Wohnlandschaften, die ein Raumerlebnis non plus ultra verströmen. Die 150 individuell gestalteten Wohnungen werden durch Treppenhäuser erschlossen, die auch als Skulpturen eine gute Figur machen würden. Richard Serra, der amerikanische Monumentalskulpteur, lässt grüssen. Garagen, Keller, Veloräume und Wohnungen können direkt mit dem Lift erreicht werden. Die Ausstattung der Wohnungen besticht durch die hohe Qualität, vergleichbar mit dem Standard einer Eigentumswohnung. Das reicht vom Parkett aus breiten Eichendielen, den Réduits mit eigenem Waschturm bis hin zur Noblesse der Bäder, die bei den grösseren Wohnungen als En-suite-Räume ausgebildet sind.
Auf wenig Energieverlust wurde viel Rücksicht genommen
Die Überbauung entspricht dem Standard Minergie P. Die Kombination aus optimaler Dämmung und effizienter Nutzung passiver Wärmequellen, Sonnenenergie und kontrollierter Lüftung genügt den allerhöchsten Komfortansprüchen. Der Kreis des Komforts de haute gamme schliesst sich beim Verbrauch für Energie, Haustechnik und Ertrag dank der selbst produzierten Elektrizität. Die Anlage ist mit 1000 Quadratmetern Photovoltaik ausgestattet; die Wärme wird durch Wärmepumpen erzeugt. Das Schäfer-Areal ist, das kann mit Fug und Recht behauptet werden, eine Überbauung, die im Dialog mit der Zukunft steht. Wir haben Frank Schäfer und Martin Reusser, die leitenden Architekten des Projektes, in Regensberg zu einem kurzen Gedankenaustausch getroffen.
Kürzlich war auf X (vormals Twitter) diese verwerfliche Sentenz gegenüber zeitgenössischer Architektur zu lesen: «Warum ist Gegenwartsarchitektur eigentlich so hässlich?» In verschiedenen Posts wird auf die Widersprüchlichkeit zeitgenössischer Bauten aufmerksam gemacht. Traditionelle Architektur strebe nach Zusammenhang und Einheit und produziere dabei Vielfalt und Schönheit. Die moderne Architektur produziere aber nur Monotonie. Wenn man das Schäfer-Areal als Kontrapunkt zu dieser Meinung setzt, müsste der Meinungsmacher von X wohl kleinlaut abhauen.
Frank Schäfer: Es fehlt der heutigen Architektur immer wieder der Mut, auch mal wie Don Quijote gegen Windmühlen zu kämpfen. Es braucht aber auch Lust, einen steinigen Weg zu gehen, der unter den nackten Füssen schmerzt. Ohne Poesie: Es braucht eine feine Portion Resilienz gegen das Festgefahrene. Auch wenn es nicht immer leicht ist, gegen den Strom zu schwimmen, lohnt es sich doch meistens.
Martin Reusser: Nun gut, beim Schäfer-Areal war das etwas einfacher. Es war ein Privileg, mit Frank Schäfer, der das ganze Projekt entwickelte, einen aus dem Clan der Eugen Schäfer AG an Bord zu haben.
Frank Schäfer: Das stimmt nur bedingt. Will man doch gerade gegenüber dem Familienbund alles zu seiner Bewunderung vollbringen. Da trägt man auch eine gewisse Zwangsjacke, perfekt zu sein. Aber mehrheitlich habe ich es schon sehr genossen, nicht allen am Bau Beteiligten gerecht werden zu müssen. Auch blieb mir vieles erspart, da ja die ganze Regie in meinen Händen lag. Martin Reusser: Das Gute an dieser interfamiliären Konstellation war, dass die Hierarchie bei der Entscheidungsfindung flach war, eben reduziert auf Frank.
Frank Schäfer: Ja, ja, gut gebrüllt, Compagnon, wenn etwas schief lief, war ich der Gelackmeierte und musste den Kopf dafür hinhalten. Aber zurück zum fehlenden Mut zu mehr Experiment in der Architektur: Es liegt oft auch an der klaren, manchmal eindimensionalen Vorstellung der Bauherrschaft, an den schmalen Budgets oder an den Regularien aus der Amtsstube, die den Mutigen zurückpfeifen, wenn die Einmaligkeit gerade daran war, über die Beliebigkeit zu siegen.
Die Klinkersteine waren wohl ein abendfüllendes Thema. Einfach filmreif, oder?
Frank Schäfer: Und wie. Davon kann ich wahrlich ein Liedchen singen. Die komplexe Aufgabe für das Klinkermauerwerk, mit unzähligen anspruchsvollen Details, spitzen und stumpfen Winkeln, erforderte erfahrene Spezialisten für die Umsetzung. Dem war jedoch am Anfang nicht immer so. Dies forderte von uns zusätzlich sehr viel Energie und Durchsetzungsvermögen, um unsere Planung und Vorstellungen realisieren zu können.
Martin Reusser: Das hat nicht nur ihm schlaflose Nächte verschafft. Es war auch ein Appell an unsere pädagogischen Fähigkeiten, die wir so nur selten einsetzen müssen. Frank war anfänglich jeden Tag auf der Baustelle, um sich zu vergewissern, ob alles mit rechten Dingen zu- und herging. Gut, die Covid-Pandemie hat alles noch ein bisschen komplizierter gemacht. Die Russen haben den Deutschen temporär die Gaslieferung blockiert und die Brennöfen standen immer wieder still.
Frank Schäfer: Man stelle sich vor: 650 000 Ziegelsteine und keiner weiss, ob das je zu einem guten Ende führt. Frei nach Bertolt Brecht: Stell Dir vor, es ist Krieg und keiner geht hin. Der Krieg der Klinkersteine fand dann glücklicherweise nicht statt.
Noch eine Einschätzung zur Rollenverteilung im Büro der L3P Architekten. Liegt man da richtig in der Annahme, Martin Reusser als ruhigen Pol zu sehen, der auch bei gischtender Brandung nicht so schnell unterzugehen droht? Brèf, Martin Reusser ist eher der Pragmatische, der die Fäden in der Hand hält. Pardon, Frank Schäfer, Sie sind, und das ist ja auch ganz ehrenwert, der Querdenker, der Tüftler, der auch mal die Bodenhaftung verliert und doch das Unmögliche möglich macht. Mit einer Hartnäckigkeit sondergleichen. Richtig beobachtet?
Frank Schäfer: So ist es. Und es funktioniert, und das seit einer halben Ewigkeit. Es gibt aber auch noch einen dritten Partner im Bunde, Markus Müller, der stille Denker und Lenker im Hintergrund. Ich möchte es nicht versäumen, an dieser Stelle auch die sehr effiziente und sympathische Zusammenarbeit mit Jürg Zollinger und Urs Baumgartner erwähnen. Sie haben als leitende Gartenarchitekten von vetschpartner den Zauberwald, unseren sehr geliebten Park, entwickelt und erbaut.
Die Kunst des stilvollen Müssiggangs zelebrierend: Hotel Krone in Regensberg
Antoine de Saint-Exupéry, Der kleine Prinz: «Zeit ist das Wertvollste, was ein Mensch verbringen kann.» Gut möglich, dass einer der bedeutendsten Philosophen der Moderne, Descartes oder Spinoza, in der Krone in Regensberg genächtigt hat, um hier wertschöpfende, sinnstiftende Zeit zu verbringen. Und das im Zeitraum von 1880 bis 1920, in der beide das freie Denken und Handeln wachgerufen haben. Die lange Historie des Hotels Krone in Regensberg geht zurück bis in die Anfänge des 16. Jahrhunderts. Wer heute hier für ein paar Tage einzieht, macht wahrlich eine Reise durch Raum und Zeit, begleitet von einer Architektur in höchster Formvollendung. Einmal eingecheckt, kann man spielerisch leicht die eigene Erdenschwere hinter sich lassen und unbeschwert die Bodenhaftung verlieren. Denn wer im Städtchen Regensberg anreist, kommt an in einer «terra incognita». Da herrscht eine architektonische Sprache, die man so nirgends spricht. In dieser Welt holt man sich keine blauen Flecken in «Kleinkriegen», die wir täglich auszufechten haben. Es scheint, als wäre die Zeit stehen geblieben: Seit Hunderten von Jahren. Viel Behaglichkeit geht von der sensibel inszenierten Gestaltung der Innenräume aus. Das liegt am Charme der edel verarbeiteten Materialien, umsäumt von Liebhaberobjekten und Antiquitäten. In den stilvollen und sehr individuell gestalteten Zimmern und Suiten begegnet man der Seele des Müssiggangs. Das Hotel schaut über den Horizont hinaus und bietet neue Perspektiven für Hochzeiten, Empfänge, Seminare oder Workshops, und das für bis zu fünfzig Personen; Premium-Infrastruktur inklusive. Der Zauber des Unzeitgemässen wird in der Krone anfassbar. Hier bleibt viel Zeit, aus den verschlungenen Lebenswegen auszuwandern. Mit viel Genuss.
Der Wiederaufbau der Krone Regensberg ist von L3P Architekten, Regensberg, entwickelt und realisiert worden.
Der Zoo Zürich als einprägsame afrikanische Landschaft
Oder wie aus einem Teil des zoologischen Gartens ein veritabler Lebensraum entstanden ist. Die Landschaftsarchitekten vetschpartner aus Zürich haben die Sprache der Savanne verstanden. Sie haben im Zoo Zürich in einer eindrücklichen Choreografie eine Landschaft entstehen lassen, die in ihrer Machart dem afrikanischen Original sehr nahe kommt. In einer lebendigen Zusammenarbeit mit L3P Architekten aus Regensberg ist ein einzigartiges, hochsensibles Projekt entwickelt worden. Die Rolle und das Selbstverständnis von Zoos haben sich über die Jahre stark gewandelt. Das reine Zurschaustellen von exotischen Tieren gehört längst der Vergangenheit an. Die Aufgaben moderner Zoos sind Arten- und Naturschutz, Bildung und Forschung. Entsprechend prägen heute komplexe und immersive Lebensräume die moderne Zooarchitektur. Der Start dieser Entwicklung im Zoo Zürich erfolgte 1993 mit dem Masterplan 2020, einem Leitbild für den ganzen Zoo. Nach und nach entstand eine kleine Welt, ein Ensemble von Ausschnitten aus Kontinenten und Lebensräumen und landschaftsgestalterischen Übergängen zwischen ihnen. 2003 wurde der Masoala Regenwald eröffnet. 2014 folgte der Kaeng Krachan Elefantenpark. Und zwischen 2014 und 2020 kam Afrika nach Zürich. Im Juni 2020 eröffnete die Lewa Savanne, das letzte Projekt des Masterplans 2020, auf einer Fläche von 57 000 Quadratmetern. Das sind 20 Prozent des gesamten Zooareals. Hier leben heute 15 Tierarten von Nashorn, Giraffe, Zebra, Strauss bis zu Stachelschwein, Helmperlhuhn und Nacktmull. Sie durchstreifen, da wo möglich, gemeinsam ihre neu angelegte Welt. Pate für die Anlage stand das Lewa Wildlife Conservancy in Kenia, Naturschutzpartner des Zoo Zürich seit 1998. Hinter der szenisch inszenierten Landschaft steht eine kluge Dramaturgie. Ebene Weite, Silhouetten von mächtigen Schirm- und Affenbrotbäumen und haushohe, vom Wind rundgeschliffene Kopjefelsen sind die prägenden Elemente der Savanne – in Afrika wie in Zürich.
Die Lewa Savanne ist ein kleiner Zwilling des Originals, eine Abstraktion der kenianischen Savannenlandschaft. Das erforderte tiefgreifendes Verständnis. Es entstand aus dem Augenschein in Kenia und der Analyse hunderter Bilder, Farben, Formen, Texturen und Strukturen. Material und räumliche Prinzipien der Savanne ergaben in ihrer Reduktion auf das Wesentliche das Repertoire einer gebauten Landschaft, die in sich vereint, was der Alltag im Zoo verlangt. Zündende Idee der Lewa Savanne im Zoo Zürich war der Geländesprung, der quer durch die Anlage verläuft, da wo früher ein sanfter Wiesenhang lag. In der Metamorphose vom lieblichen Hang zur Abbruchkante liegt die ganze Quintessenz. Die lange Abbruchkante aus erdfarbenem Kunstfels zeigt mit jeder neuen Anforderung auch neue Potenziale: Die Erhebung des Felsens zur Schlucht ermöglicht nicht nur einen angemessenen Zugang, sondern auch die unsichtbar gemachte Integration der Innenanlagen mit dem hohen Giraffenhaus. Mehr noch: Durch den Geländeversprung konnten 32 000 Quadratmeter Ebene entstehen, verbunden mit einem Lebensraum der Tiere und als Grundlage des savannentypischen Blicks schier grenzenloser Weite. Die Abbruchkante lässt Grenzen verschwinden. Die Zoogäste bewegen sich auf der Ebene oberhalb der Kante, blicken in die Weite der Savanne und erleben die Tiere aus dem Moment heraus. Für die Tiere auf der tiefer gelegenen Ebene ist der Geländeabbruch Reviergrenze. Er blendet die Besucher aus und hält als «natürliche» Barriere selbst der ungezähmten Wucht der Nashörner stand. Auch die äussere Grenze der Anlage ist in ihrer Senke unsichtbar. Bei der Lewa Savanne reicht der Blick bis zum Horizont – dem Wald. Die Savanne von vetschpartner ist ein Statement, das weit über den Horizont einer «normalen» Anlage eines zoologischen Gartens reicht. Es ist ein Appell, den Tieren eine neue Heimat zu geben, die ihnen gerecht wird. Zwei Fragen wollten wir von den leitenden Landschaftsarchitekten von vetschpartner beantwortet haben.
Urs Baumgartner, es war wohl eine der vornehmsten, aber auch eine der herausforderndsten Aufgaben, die Flora so weit wie möglich herkunftsgerecht zu implantieren, oder?
Wahre Worte, gelassen ausgesprochen. Ich muss da ein wenig ausholen. Die Vegetation der Dornsavanne ist karg und markant gleichermassen. Sparrige Bäume mit ausladenden Kronenschirmen, hie und da ein Baobab, Sträucher in offener Graslandschaft. Dieser Anblick war auch das Leitbild für die Lewa Savanne. Doch Bäume, die robust genug sind für einen Schweizer Zoo und dazu noch afrikanisch anmuten, sind in unseren Breitengraden rar. Die Farben hiesiger Pflanzen sind meist zu kräftig für die gedeckte Farbwelt der Savannenvegetation. Ersatz fanden wir in schnittverträglichen, für unser Klima tauglichen südländischen Arten wie Gleditschie, Platane oder Zelkove. Über achtzig dieser Bäume wurden mehrere Jahre in Baumschulen hochgezogen, um ihnen die Form der Schirmkronen zu verpassen.
Jürg Zollinger, wurde mit dem neuen Erscheinungsbild des Zoo Zürich ein allgemein gültiger Paradigmenwechsel wachgerüttelt?
Ja, der Zoo Zürich ist, ohne falsche Bescheidenheit, ein Vorzeigeobjekt geworden, das alle Chancen hat, einen Paradigmenwechsel herbeizurufen. Das liegt in der Konsequenz, dass die Zoogäste ganze Ökosysteme in ihrer Komplexität und Sensibilität kennenlernen. Die Tiere sind ein wesentlicher Teil davon. Menschliche Einflüsse und Konflikte gegenüber der Tierwelt werden nicht ausgeklammert. Im Gegenteil: sie werden thematisiert. Um das zu erreichen, wurde die Landschaft von einer idealisierten Kulisse zur Hauptdarstellerin. Der Zoobesuch wird zur Reise durch die Landschaften der Welt. Die Besucher werden zu Gästen im Reich der Tiere, zu Entdeckern verborgener Akkorde. Der Zoo Zürich ist ein Faszinosum für Zoos, die nicht im Rückwärtsgang in die Zukunft fahren wollen.