Der Tanz des Lebens

Erlebniswelt

04.07.2025
Frank Joss

3 Minuten

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Der Tanz des Lebens
Der Tanz des Lebens. Zwischen Abstraktion und Figuration. Zwischen idealem Volumen und smarter Eleganz. Zu entdecken in den Figuren von Evelyne Brader-Frank.

Erlebniswelt

Und alles beginnt mit einem Block. Schwer. Roh. Ungeformt. Doch nach und nach wird der Stein unter ihren Händen lebendig. Sie nimmt ihm nichts, was er braucht – und gibt ihm alles, was er ist: Linie. Bewegung. Seele. Schon Aristoteles hat erkannt, dass die Seele kein eigenständiges Wesen ist, das unabhängig vom Körper existiert, sondern dessen Form. Daher ist sie vom Körper nicht trennbar. Sie verhält sich zu ihm wie das Augenlicht zum Auge. Damit widerspricht er der Auffassung Platons, wonach der Seele ein eigenständiges Dasein zukommt.

Die Skulpturen von Evelyne umschmeicheln die Idee von Aristoteles. Formvollendet. Aus Speckstein, Marmor oder Basalt entstehen Körper, die eigentlich keine Körper sind. Sie sind Wesen. Ihre Figuren treten nicht in den Raum, sie entstehen aus ihm. Kurven, die sich dem Blick entziehen und ihn zugleich fesseln. Konturen, die sich zwischen Traum und Form bewegen. Evelyne Brader-Frank ist eine Priesterin der Form. Sie beschwört in ihren Skulpturen das weibliche Prinzip. Nicht als Pose, sondern als Kraft. Ihre Figuren sind keine Abbilder. Sie sind Urbild und ihrem Wesen nach Fragmente einer steinalten Erinnerung, neu geformt im Licht der Zeit. Es sind Erinnerungen, die tiefgründige Einblicke wachrufen und deren Einfluss aufs Leben. Ihre Figuren tanzen leise, archaisch, gegenwärtig. Es ist ein Tanz im Hier und Jetzt, voll rhythmischer Poesie und stiller Kraft. Evelyne Brader-Frank sucht in der Form nicht allein das Schöne. Sie sucht das Wahre. Die Linien, die berühren. Die Fläche, die atmet. Die Gestalt, die spricht. In ihren Kunstobjekten lebt das Ideal – nicht als starre Idee, nein, sondern als lebendiger Archetyp. Ihre bella donna ist mehr als eine schöne, reizvolle Frau. Sie ist jene Frau, die aus der Tiefe der Vorstellung tritt. Keine Retorte, sondern ein Prinzip. Ein Urklang. Ein Symbol dafür, was Leben erst möglich macht: Fruchtbarkeit, Würde, Sinnlichkeit, Stärke. Und Evelyne Brader-Frank versteht es, dieses Symbol zu entkleiden – bis nur noch die Unentbehrlichkeit bleibt: schwingende Formen, das atmende Volumen und das Echo der Bewegung. Sie ist nicht Erzählerin, sie ist eine Bildnerin stiller Harmonie. Ihre Skulpturen stehen. Und doch tanzen sie. Zwischen der Gegenwart. Zwischen der Last des Materials und der wunderbar erträglichen Leichtigkeit der Geste und des Seins. Zwischen weiblicher Kraft und universeller Anmut.

Sie haben einen Hauch von Niki de Saint Phalle, einen Schatten von Hans Arp und das Formumschmeichelnde von Henry Moore. Sie sind aber nie ein Zitat. Denn Evelyne Brader-Frank folgt keiner Schule, keinem Stil. Sie folgt der Intuition des Materials. Dem Widerstand. Der Leere. Dem inneren Bild. So steht jede Figur wie eine Antwort auf Fragen, die selten gestellt werden und trotzdem in jedem Menschen wohnen:


Was heisst es, da zu sein?

Was heisst es, zu werden?

Was heisst es, zu tanzen?

Im Körper. Im Geist. Im Leben.


«Das Geheimnis der Eleganz liegt in der Schlichtheit der Dinge.» Christian Dior

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«Tanz ist die verborgene Sprache der Seele.» Zum Zitat von Martha Graham tanzt Evelyne mit. Total leidenschaftlich. Die amerikanische Choreografin, Tänzerin und Tanzpädagogin Martha Graham gehörte zu den bedeutendsten Künstlerpersönlichkeiten des 20. Jahrhunderts, wurde Tänzerin des Jahrhunderts genannt und gilt als die Mutter des Modern Dance.

Wenn man die Künstlerin fragt, welche Musik zu ihren Skulpturen am besten passen würde, kommt die Antwort wie aus der Pistole geschossen: «Prince!» Das passt. Prince nutzte seine enorme stimmliche Bandbreite: von hoher Falsettstimme bis zum rauen Bariton. Sein Gesang war emotional, sexy, verspielt, aber auch verletzlich. Die Seelenverwandtschaft mit ihren tanzenden Skulpturen wird in vielen Momenten deutlich … zum Anfassen spürbar.

Tanze, tanze bis zur Unendlichkeit. Tanze, solange dich die Füsse tragen. Und alle Figuren tanzen mit. Enthusiastisch, der Zeit enthoben.

Evelyne Brader-Frank
Haldenstrasse 24
8967 Widen
Switzerland
079 633 3991
www.brader.ch